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11 TITELTHEMA als Mutter aller Tugenden hat die Kardinaltugenden Klugheit, Tapferkeit, Gerechtigkeit und das Maßhalten mit im Boot.“ „Demut Schwächen und vielen Fragen. Nicht vollkommen, endlich und sterblich, aber getragen von Gott. Und das gilt es nicht zu vergessen. Das meint gottesfürchtig und demütig zu sein. Mut zum Dienen: Demut als Führungsprinzip? Die Demut spielt auch im Zusammenhang mit Leadership eine große Rolle. In dem Wort Demut stecken zwei Aspekte, die eine Leitlinie für eine gute und gelingende Leitung und Führung aufzeigen: Mut und Dienen - der Mut zum Dienen! Dienen bedeutet nicht, sich hintan oder alles und jeden auf eine Ebene zu stellen oder auf Leitung zu verzichten. Diese Frage steht im Mittelpunkt: Das, was ich jetzt tue, die Art und Weise, wie ich dieses Meeting gestalte oder jenen Veränderungsprozess angehe, wie ich die Gesamtstrategie für die Organisation plane oder die Mitarbeitenden ermutige, ihre Fähigkeiten zu entdecken und zu entfalten – wem dient das? Dient es dem Einzelnen, dient es der Atmosphäre, dient es dem Gesamt? Wenn ich diese Frage beantworten kann, dann wird Führung gelingen und Erfolg haben. Denn sie stellt nicht die Leitung in den Mittelpunkt, sondern die Organisation mit den einzelnen Mitarbeitenden. Der Mut zum Dienen (statt Herrschen) zeigt sich in der Art, wie eine Führungskra den Mitarbeitenden begegnet. Das drückt sich nicht zwangsläu g in achen und agilen Strukturen aus. Diese müssen mit Haltungen gefüllt werden, und wenn diese fehlen, dann hil auch Agilität nicht. Demut als die Mutter aller Tugenden hat die Kardinaltugenden Klugheit, Tapferkeit, Gerechtigkeit und das Maßhalten mit im Boot. Klug ist, wer zum Wohle und im Dienste des Ganzen handelt und entscheidet. Klug ist auch, wer weise Entscheidungen tri . Tapfer ist, wer anderen Menschen etwas zutraut und damit das Risiko des Vertrauens eingeht. Tapferkeit zeigt sich im Mut zum Dienen. Gerecht ist, wer den Einzelnen das zukommen lässt, was ihnen zusteht; nicht jedem das Gleiche, sondern jedem und jeder das seine und das ihre. Maßhalten in der Führung besteht darin, die Balance zu nden zwischen Nähe und Distanz, zwischen Partizipation, Delegation und Handlungsanweisungen. Maßhalten weiß die eigenen Gefühle einzuordnen und der eigenen Intuition zu vertrauen. Sich selbst in die Augen schauen Falsch verstandene Demut hingegen wertet sich selbst ab. Das hat nichts mit Demut zu tun, denn der Mensch ist so, wie er ist, von Gott geliebt und gescha en, und muss sich nicht im Vergleich mit anderen herabsetzen. Die Ablehnung seiner selbst ist die Ablehnung der Güte und Liebe Gottes. Die Letzten werden die Ersten sein (Lk 14,10f) bedeutet, sich nicht zu überschätzen, sich aber wertzuschätzen und zu wissen, wer ich bin. Ich kann in den Spiegel und mir in die Augen schauen. Für mich zeigt sich so immer wieder, dass Demut tatsächlich die Mutter aller Tugenden ist. Oder wie es in einem Wort der Wüstenväter aus dem vierten Jahrhundert nach Christus heißt: „Die Demut und die Furcht Gottes übertreffen alle Tugenden.“ _WINTER 2023

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