cap!

21 Jeden Abend haben wir uns kurz in eine Kirche gesetzt und danke gesagt. Danke für die Menschen, die uns so freundlich aufgenommen haben. Der Weg war das Ziel. Nach der Reise ging es wieder in den alten Job. Ja. Und ich war dort eigentlich auch glücklich. Nur ganz zufrieden war ich nie. Mir ging es gut im Bayerischen Wald, und ohne diese Ausgangsposition wäre ich auch heute nicht hier im Kloster. So wurde mir klar, dass etwas fehlte – obwohl ich alles hatte. Eine Sehnsucht? Ich kann und möchte das gar nicht beschreiben, denn jeder Mensch muss selber seinen Erfahrungen Raum geben. Ich kann nur sagen: Etwas hat in meinem Herzen Raum gefunden. Und das treibt mich heute an. Wo begegnet Ihnen Gott? Mein Glaube ist eine Perspektive auf das Leben. In diesem Glauben nde ich Gott. Nicht im Wald, in der Stille oder im Gebet. Ich nde Gott in dem, was mir als Leben entgegenkommt. Für mich tragen auch die klassischen Systeme, wo alles gut strukturiert ist, nicht. Viele dieser Systeme sind brüchig und es gibt kein Modell, dass das für jeden festlegen kann. Was ist der Treibstoff für Ihre Gottesbeziehung? Ich bin überzeugt, dass das Leben Tiefe hat. Dieser Tiefe will ich nachgehen, das Leben erkennen und gut leben. Ich habe es nicht so mit Bibelzitaten, aber es gibt ein Wort, das mir wichtig ist: „Wohin sollen wir gehen? Du hast Worte ewigen Lebens“. So geht’s mir, in meinem Glauben nde ich die Tiefe im Leben. Br. Moritz Huber wurde 1995 im bayerischen Friedberg geboren. Der gelernte Brauer trat 2020 in den Kapuzinerorden ein und legte 2021 seine zeitlich befristeten Gelübde ab. Zurzeit lebt der junge Ordensmann im Kapuzinerkloster in Salzburg und studiert Theologie. Br. Moritz kümmert sich auch um die Ukraine-Hilfe des Ordens und bietet Einführungen in Kontemplation und Stille an. Wie sieht es zurzeit in Ihrem Leben aus? Ich bin in einer Phase, in der ich zufrieden bin, das kann ich schon sagen. Dennoch hadere und zweifele ich auch, vor allem, wenn es um die Frage geht: Wo stehen wir denn in der Gesellscha , in der Kirche und im Orden? Es braucht auch Veränderung und konkrete Ziele, um zufrieden zu sein. Ich kann mich nicht einfach hinsetzen und sagen: passt doch alles! Wann kamen bei Ihnen erste Fragen nach der Berufung auf? Das war auf dem Gymnasium, auf dem Weg zum Abitur. Schule ist mir immer sehr leichtgefallen. Dennoch war ich mit dem Bildungssystem, das jede Individualität im Keim erstickt, sehr unzufrieden. Ich dachte: Was soll ich denn mit den guten Noten, dem Abi? Was will ich? Das war eine schwere Lebensphase und ich bin viel in die Stille gegangen. Mir wurde klar: Mein Leben braucht eine Ausrichtung. Sie sind Brauer geworden. Ich wollte auf keinen Fall studieren, dieses verzweckte Lernen war nichts für mich. Ich wollte leben und im Leben stehen. Eine Einfachheit mit einem normalen Ausbildungsberuf und Menschen um mich herum, die ich mag und die mich mögen. Der Beruf passt zu mir, es war die richtige Entscheidung. Ich habe als Brauer gearbeitet, und war später auch für die Flüchtlingsversorgung in meinem Landkreis zuständig. Eine wichtige Rolle bei ihrer Entscheidung fürs Kapuziner-Sein spielte eine Wanderung nach Rom. Ich bin mit einem Freund von Innsbruck nach Rom gelaufen, ein sehr prägendes Erlebnis. Wir kamen an Assisi vorbei, Spiritualität war Teil des Weges. Den heiligen Franziskus fand ich authentisch. Das war kein Berufungserlebnis, aber es ist hängengeblieben. Das komplette Gespräch finden Sie auf kapuziner.org _WINTER 2023

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