Interview

FOTO: ProSieben/Jens Koch

Stefan Gödde

arbei­tet als Autor und Jour­na­list. Er mode­riert unter ande­rem das Maga­zin Gali­leo auf Pro7.

15. August 2024

Interview mit Stefan Gödde: „Gott will das Gute für uns“

Ste­fan Göd­de ist Mode­ra­tor des Wis­sens­ma­ga­zins „Gali­leo“ auf Pro7. Was den Jour­na­lis­ten und Autoren antreibt und war­um Demut und Dank­bar­keit für ihn zen­tral sind, sagt er im Inter­view auf kapuziner.org. 

Glau­ben Sie an Gott, Herr Gödde?
Ste­fan Göd­de: Ja, ich bin gläu­bi­ger Christ und auch ger­ne katholisch.

Wer hat Ihnen den Glau­ben mitgegeben?
Ich wur­de in Pader­born gebo­ren, eine ohne­hin sehr katho­li­sche Gegend in Deutsch­land. Aber vor allem mei­ne Oma müt­ter­li­cher­seits hat mich geprägt. Sie war der fromms­te Mensch, dem ich jemals begeg­net bin. Ihr gan­zes Leben lang hat sie gebe­tet, die Reli­gi­on spiel­te eine wich­ti­ge Rol­le. Die­se Ver­wur­ze­lung im Glau­ben hat mich beeindruckt.

Sie durf­ten Ihre Oma auch in schwe­ren Stun­den begleiten.
Ja. Und das war eine gute Erfah­rung. Sie wur­de rela­tiv alt, zu der Zeit war ich Zivi im Alten­heim und konn­te nachts an ihrem Kran­ken­haus­bett Wache hal­ten. Für die­se Zeit bin ich sehr dankbar.

Und die Erfah­run­gen in der Gemein­de, waren die auch gut?
Ich habe eine klas­si­sche katho­li­sche Sozia­li­sie­rung hin­ter mir: Mess­die­ner, Pfad­fin­der, das war eine tol­le Zeit. Aber mit dem Blick von heu­te ist es auch scho­ckie­rend, denn der Pfar­rer mei­ner Jugend war ein Miss­brauchs­tä­ter, das habe ich erst kürz­lich erfah­ren. Die Kir­che hat ihn gedeckt, Infor­ma­tio­nen ver­schwie­gen und den Mann immer wei­ter ver­setzt. Ohne die­ses Wis­sen hät­te ich gesagt: Ich hat­te eine wun­der­ba­re Zeit. Mit dem Blick von heu­te ist das Bild nicht mehr so klar.

Was macht das mit Ihrem Glauben?
Mein Glau­be ist dadurch nicht erschüt­tert. Aber es ist ein­fach erschre­ckend, dass jemand, der dich so cool und gut durch die Jugend beglei­tet hat, ein Miss­brauchs­tä­ter ist.

War­um glau­ben Sie?
Der Glau­be ist ein Geschenk, für das ich sehr dank­bar bin. Mir per­sön­lich gibt der Glau­be Kraft. Und gera­de in die­sen Zei­ten, in denen wir Men­schen gedank­lich stän­dig ums uns selbst krei­sen, ist der Blick nach oben wich­tig. Zu erken­nen, dass mein eige­nes Ego nicht das Zen­trum des Uni­ver­sums ist. Wozu bin ich über­haupt auf der Welt? In die­ser Fra­ge gibt mir der Glau­be Orientierung.

Wor­an zwei­feln Sie?
Zwei­fel gehö­ren zum Glau­ben dazu, das ist bei mir nicht anders. Und wenn man sich in einem stark reli­gi­ons­kri­ti­schen Umfeld bewegt oder sich stän­dig durch Hor­ror-Nach­rich­ten im Inter­net scrollt, dann kann ich mir schon gut vor­stel­len, dass es Men­schen schwer­fällt zu glau­ben. Doch es geht auch anders. Zum Bei­spiel hier auf dem Katho­li­ken­tag, wo wir die­ses Inter­view ja füh­ren: Ich freue mich sehr über die Gemein­schaft der Gläu­bi­gen. Wenn hier Tau­sen­de gemein­sam beten oder schwei­gen, dann trägt mich das.

Was ist ihr Lieblingsgebet?
Das Vater­un­ser. Die Bot­schaf­ten in die­sem beson­de­ren Gebet sind posi­tiv, men­schen­freund­lich und der Welt zuge­wandt. Gut für jeden Ein­zel­nen und gut für die Gesellschaft.

Gab es Zei­ten im Leben, als Sie sich die Sinn- und Glau­bens­fra­ge ver­stärkt gestellt haben?
Da gab es ein paar Weg­mar­ken. Sicher die Zeit als Zivi im Alters­heim, wo ich viel über das Leben und Ster­ben gelernt habe. Das war eine Zeit der Ori­en­tie­rung für mich. Haut­nah mit­zu­er­le­ben, dass das Abneh­men von kör­per­li­che Kräf­ten und der Tod Teil des Lebens sind, das war sehr lehr­reich und prä­gend. Und ich kann jedem jun­gen Men­schen nur emp­feh­len, sich mit alten Men­schen zu unter­hal­ten. Man lernt so viel.

Ein­mal muss­ten Sie sich auch selbst mit dem The­ma End­lich­keit beschäftigen.
Ja. Mit 32 Jah­ren hat­te ich eine soge­nann­te Dis­sek­ti­on, eine Ader in mei­nem Kopf war plötz­lich ein­ge­ris­sen. Das war kurz­zei­tig recht gefähr­lich, aber auch schnell wie­der gut. Doch wenn Du als jun­ger Mensch so unmit­tel­bar mit der eige­nen End­lich­keit kon­fron­tiert wirst, dann ver­än­dert Dich das. Dazu kam eine spi­ri­tu­el­le Erfah­rung: Ich habe mich in die­sen Momen­ten beschützt gefühlt, war nicht allein.

Was ist wich­tig im Leben?
Ich fin­de, dass Dank­bar­keit wich­tig ist. Und dass man ver­su­chen soll­te, die stän­di­gen Ablen­kun­gen im Leben zu ver­mei­den, und sich statt­des­sen mit wich­ti­gen Din­gen wie Demut zu beschäf­ti­gen. Am Ende zählt nicht der Insta­gram-Algo­rith­mus, son­dern dass Du Dich von Dei­nem Schöp­fer fra­gen las­sen musst: Was hast Du zum Guten bei­getra­gen? Ich per­sön­lich möch­te mich nicht all­zu wich­tig neh­men, und eine gute Bezie­hung mit den Men­schen und Gott leben, bes­ten­falls in Demut und Dankbarkeit.

Macht es die Bran­che, in der Sie arbei­ten, schwer, demü­tig zu sein?
Natür­lich ist das Ram­pen­licht poten­ti­ell dazu ange­legt, dass das Ego über­pro­por­tio­nal gestrei­chelt wird. Ich sehe mich aber auch nicht als Pro­mi, das will ich sagen. Ich habe bei Gali­leo ein For­mat, mit dem ich gut „Ich“ sein kann.

Sie sind viel unter­wegs, berich­ten auch in Büchern dar­über. Was macht das Rei­sen aus?
Das Rei­sen öff­net Hori­zon­te, denn die Welt ist span­nend und sehens­wert. Mei­ne Oma, von der hier schon die Rede war, hat mit 75 Jah­ren das ers­te Mal das Meer gese­hen. Das berührt mich bis heu­te und des­we­gen bin ich so dank­bar, dass ich den kul­tu­rel­len Reich­tum der Welt erle­ben darf. Rei­sen ist das bes­te Rezept gegen Ego­is­mus und Ver­en­gung. Die Welt ist wert­voll, in all ihren Facetten.

Wenn Sie es kurz zusam­men­fas­sen müss­ten: Was treibt Sie an?
Der Glau­be an das Gute im Men­schen. Und dass es einen Gott gibt, der das Gute für uns alle will.

Vie­len Dank für das Gespräch!

Das Inter­view führ­te Tobi­as Rauser

 

Zur Per­son:
Ste­fan Göd­de, gebo­ren 1975 in Pader­born, arbei­tet als TV-Mode­ra­tor, Jour­na­list und Buch­au­tor. Nach sei­nem Abitur und Zivil­dienst stu­dier­te Ste­fan Göd­de an der Uni Pader­born Anglis­tik und Ger­ma­nis­tik, um Gym­na­si­al­leh­rer zu wer­den. Sein beruf­li­cher Weg führ­te ihn aller­dings zu den Medi­en: Seit 2009 mode­riert er das bekann­te Pro7-Wis­sens­ma­ga­zin „Gali­leo“. Außer­dem ist er Autor von „Nice to meet you, Jeru­sa­lem“ und „Nice to meet you, Rom“, zwei Rei­se­füh­rern, deren Erlö­se an einen guten Zweck gehen.

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