FOTO: Roswitha Dorfner
„Hier kann man tanken“: Biker-Wallfahrt in Altötting
1700 Maschinen, über 2000 Teilnehmer und viele Zuschauer: die 19. Auflage der Bikerwallfahrt am Kapellplatz in Altötting zog viele Motoradfahrerinnen und ‑fahrer in den Wallfahrtsort.
Von der weihrauchgeschwängerten Luft in der Kirche geht es nach dem Gottesdienst hinaus an die frische Luft: So verhält es sich an schönen Herbsttagen am Kapellplatz. Üblicherweise zumindest. Einmal im Jahr ist das anders. Dann wird man im Freien vom Geruch und vom wummernden Gebrumm laufender Motoren empfangen. Das darf so sein, das soll so sein – und Ende September ist es definitiv so gewesen. Der Anlass war die 19. Dankwallfahrt der Motorradfahrer, die sich als sehr zugkräftig erwiesen hat.
Bei über 1000 Teilnehmern wurde dieses Event, das seit der Auflösung des Initiativkreises „Junge Wallfahrt“ von den Kapuzinern veranstaltet wird, ein ums andere Mal als Erfolg bilanziert. Diese Marke wurde weit übertroffen – wohl nicht zuletzt wegen des perfekten Herbstwetters. Bei der abschließenden Segnung vor der Kirche St. Magdalena durch stellvertretenden Wallfahrtsrektor Br. Marinus Parzinger und Paulinerpater Bernhard Palka wurden zwei Korridore Richtung Tillyplatz eingerichtet, an jedem wurden die durchfahrenden Maschinen gezählt. 1400 Mal drückten die Helferinnen in Summe aufs Knöpfchen, ehe der stete Zustrom verebbte – da waren noch rund 200 Motorräder am Platz, rund 100 weitere hatten eine andere Abfahrtsroute gewählt. 1700 Bikes dürften es also schon gewesen sein, die anlässlich der Dankwallfahrt für eine – hoffentlich – unfallfreie Saison zu einer blitzenden Schau rund um die Gnadenkapelle aufgestellt worden waren.
Die Zahl der Teilnehmer lag weit höher, weil viele der Maschinen – darunter auch Quads und Trikes – doppelt besetzt waren. Gut und gerne 2000 Biker werden es wohl gewesen sein, die den Gottesdienst mitfeierten, den Br. Marinus Parzinger auf dem Freialtar vor der Gnadenkapelle zelebrierte. Das ist eine rekordverdächtige Zahl – wie auch diejenige der Landkreise, aus denen sich die Biker auf den Weg nach Altötting gemacht hatten, enorm war: Österreichische Bezirke eingerechnet, waren es jedenfalls über 50. Mit die weiteste Anreise hatte mit 745 Kilometern Jürgen Schöll aus Warendorf in Nordrhein-Westfalen. Wobei er nicht allein wegen der Dankwallfahrt nach Oberbayern gekommen ist, sondern um ein paar Urlaubstage in Waging zu verbringen. Anders ein Duo aus Hessen, das – verteilt auf zwei Tage – 520 Kilometer in Kauf nahm, um bei der Bikerwallfahrt dabeisein zu können.
Freilich: Der Erfolg einer solchen Veranstaltung bemisst sich mitnichten an Teilnehmerzahlen und zurückgelegten Strecken. Vielmehr geht es um Gestaltung und Stimmung. Und darum war es bestens bestellt. Dafür sorgten unter anderem die Sänger und Instrumentalisten der Musikwerkstatt „Autingas“, die die musikalische Gestaltung übernahm, aber auch all die anderen Mitwirkenden und Helfer, darunter viele ehemalige Mitglieder des aufgelösten Initiativkreises. Und: Standesgemäß war die Verkehrspolizeiinspektion Traunstein mit zwei Motorradfahrern vertreten. Und unter den vielen Helfern des BRK waren ebenfalls zwei Vertreter der Motorradstaffel des Kreisverbandes Altötting.
Angesichts der vielen Teilnehmer zeigte sich Br. Marinus überwältigt: „Es blitzt und glitzert, es ist lebendig hier am Kapellplatz. Schön, dass so viele da sind“, sagte er zur Begrüßung. Ähnlich äußerte sich Günter Wewerka: „Ihr macht Altötting jung“, sagte er. Und: „Altötting ist ein Kraftort, hier kann man tanken.“ Zum Ende des Gottesdienstes wurden Medaillen an die Teilnehmer verteilt, dann machten sie sich auf den Heimweg – vorbei an besagten Segnungsstellen.
Text: Stephan Hölzlwimmer, Alt-Neuöttinger Anzeiger