Interview

FOTO: KAPUZINER/LEDERSBERGER

BR. ROMULE SANGOAY

wur­de 1979 in Amban­ja auf Mada­gas­kar gebo­ren. Er lebt im Kapu­zi­ner­kon­vent in Salzburg. 

21. Juni 2024

Interview mit Br. Romule: „Die Freude teilen“

Br. Romu­le San­go­ay lebt im Kapu­zi­ner­klos­ter Salz­burg und arbei­tet als Seel­sor­ger im Kran­ken­haus. Im Inter­view spricht er über sei­nen Lebens­weg, die Kapu­zi­ner-Mis­si­on in Mada­gas­kar und sei­ne Mis­si­on in Europa.

Br. Romu­le, Sie leben im Klos­ter Salz­burg. Was machen Sie dort?
Ende 2022 bin ich von der Kapu­zi­ner-Gemein­schaft Inns­bruck nach Salz­burg gewech­selt. Ich küm­me­re mich seit­her um die Gläu­bi­gen im Lan­des­kran­ken­haus Salz­burg und arbei­te dort als Seel­sor­ger. Ich schen­ke mei­ne Zeit den Pati­en­ten. Ich möch­te auf sie zuzu­ge­hen, ihnen zuhö­ren, sie mit Gebe­ten unter­stüt­zen, sie mit Segen trös­ten. Kurz: Ich möch­te zu jeder Zeit, Tag und Nacht, da sein, wenn ich gebraucht werde.

Wo sind Sie aufgewachsen?
Ich wur­de 1979 in Amban­ja auf Mada­gas­kar gebo­ren. Dort leb­te ich, bis ich 22 Jah­re alt war. Dann begann ich mei­ne Rei­se im Kapu­zi­ner­or­den und ich ver­ließ mei­ne Heimat.

Wie haben Sie die Kapu­zi­ner kennengelernt?
Die Stadt Amban­ja liegt in dem Gebiet, um dass sich seit 1933 Kapu­zi­ner-Mis­sio­na­re der Pro­vinz Straß­burg im Elsass in Frank­reich küm­mer­ten. Sie began­nen dort als Apos­to­li­sche Dele­ga­ti­on und grün­de­ten eine Diö­ze­se. Der ers­te Bischof war ein Kapu­zi­ner, Adolf Mes­mer. Ich wur­de in der Kathe­dra­le getauft, auch mei­ne Erst­kom­mu­ni­on fand dort statt.

War­um sind Sie Kapu­zi­ner geworden?
Von klein auf woll­te ich Kapu­zi­ner und Pries­ter wer­den. Vor Ort gab es kei­nen ande­ren Orden für Män­ner. In mei­ner Welt exis­tier­ten aus­schließ­lich Kapu­zi­ner, die die Welt evan­ge­li­sie­ren. Des­we­gen gab es für mich nur einen Schluss: Ich muss Kapu­zi­ner wer­den! Ich bin mit der kapu­zi­ni­schen Pas­to­ral und ihrem Cha­ris­ma auf­ge­wach­sen. Als ich im Alter von 15 Jah­ren das Sakra­ment der Fir­mung emp­fing, konn­te ich mich schließ­lich auch im Semi­nar von die­sem Cha­ris­ma überzeugen.

Sie haben eine inter­na­tio­na­le Lauf­bahn und haben etwa in Süd­afri­ka gelebt?
Ja, das stimmt. Im Jahr 2005 hat­te ich die Mög­lich­keit, in einer inter­na­tio­na­len Gemein­schaft in Süd­afri­ka zu leben. Das nann­te sich damals „Pad­re Pio Kapu­zi­ner­ge­mein­schaft“, heu­te heißt es Pad­re Pio Retre­at Cent­re. Das war in Pre­to­ria, wo ich etwa vier Jah­re ver­bracht habe. Dort konn­te ich auch Tei­le mei­nes Phi­lo­so­phie­stu­di­ums zu absol­vie­ren. Die Jah­re in Süd­afri­ka haben mir die Mög­lich­keit gege­ben, auf ver­schie­de­nen Ebe­nen zu wachsen.

Was war Ihr Antrieb, nach Öster­reich zu kommen?
Ich bin am 12. Novem­ber 2019 hier­her gekom­men, um die Hoff­nung des Ordens zu ver­kün­den, der Kir­che zu hel­fen und die Freu­de mit den Men­schen zu teilen.

Was ver­mis­sen Sie am meis­ten aus Ihrer Heimat?
Da muss ich mei­ne Eltern und mei­ne Freun­de nen­nen. Und die beson­de­ren Mess­fei­ern, an denen so vie­le Men­schen teil­nah­men. Die Kir­che in mei­ner Hei­mat ist immer voll.

Was sagen Sie zu Salzburg?
Die Stadt ist bekannt für sei­ne Kul­tur und sein Erbe der klas­si­schen Musik­ge­schich­te. Natür­lich vor allem Mozart. Das gefällt mir sehr, denn es ist mit mei­nem eige­nen Hob­by ver­bun­den. Ich mache sel­ber Musik und höre sehr ger­ne Musik. Ver­zich­ten könn­te ich auf die engen Gas­sen der Stadt, in der es fast unmög­lich ist, einen Park­platz zu fin­den (lacht).

Was hat Sie in Euro­pa am meis­ten überrascht?
Was mich in Euro­pa am meis­ten über­rascht und gefreut hat: die alten Städ­te mit ihrem kul­tu­rel­len Erbe. Alte Kir­chen, Schlös­ser, Stra­ßen, Brü­cken und vie­le his­to­ri­sche Orte. Ich schät­ze es sehr, wenn die Erin­ne­rung an das kul­tu­rel­le Erbe und die Fes­te auf authen­ti­sche Wei­se bewahrt werden.

Die Kapu­zi­ner in Öster­reich haben Mis­sio­na­re nach Mada­gas­kar geschickt. Mit wel­chem Erfolg?
Im Jahr 1960 gin­gen die Kapu­zi­ner aus der Pro­vinz Nord­ti­rol als Mis­sio­na­re nach Mada­gas­kar. Schon vor­her waren Kapu­zi­ner der Pro­vinz Straß­burg im Land. Dass die Brü­der aus Euro­pa Ver­stär­kung brauch­ten, lag dar­an, dass die Mis­si­ons­ge­bie­te viel zu groß waren. Und so wur­den die Nord­ti­ro­ler Kapu­zi­ner um Hil­fe gebe­ten. Zwei Brü­der nutz­ten die­se Chan­ce, danach kamen noch vier wei­te­re Brü­der, dar­un­ter einer aus Bay­ern. Das war aber immer noch nicht genug. Ende 1970 kam auch die Pro­vinz Rom, um die Mis­sio­nen zu ver­stär­ken, der letz­te Bru­der kam aus der Pro­vinz Fri­bourg in der Schweiz. Durch die Anwe­sen­heit die­ser Brü­der ent­stand die Idee, eine loka­le Aus­bil­dung für jun­ge Mada­gas­sen anzu­bie­ten und zu eröff­nen. Und so tra­ten im Jahr 1976/1977 die ers­ten in das „Klei­ne Semi­nar“ und das Pos­tu­lat ein, 1979 und 1980 ging es mit dem Novi­zi­at los. Die Brü­der aus Nord­ti­rol haben im Land groß­ar­ti­ge Arbeit geleistet.

Und heu­te, wie geht es dem Orden in Madagaskar?
Die Kapu­zi­ner in Mada­gas­kar sind eine leben­di­ge Gemein­schaft. Es leben etwa 200 Brü­der in Mada­gas­kar. Wir füh­ren im Land immer noch das „Klei­ne Semi­nar“ durch, um jun­gen Män­nern die Mög­lich­keit zu geben, in den Orden ein­zu­tre­ten. Es gibt auch sehr vie­le Inter­es­sen­ten, aber wir kön­nen gar nicht alle auf­neh­men, denn dafür fehlt schlicht das Geld.

Schickt heu­te die Pro­vinz Mada­gas­kar Mis­sio­na­re nach Europa?
Die Pro­vinz Mada­gas­kar kann und wür­de Brü­der nach Euro­pa ent­sen­den. Aller­dings muss es dazu auch Pro­vin­zen geben, die die­se Brü­der aufnehmen.

Was kön­nen die Öster­rei­cher von Mada­gas­kar ler­nen – und andersherum?
Bei­de Sei­ten ler­nen viel von­ein­an­der. Ich nen­ne ein­fach mal ein paar Bei­spie­le, natür­lich kann man das nicht ver­all­ge­mei­nern. Die öster­rei­chi­schen Brü­der ler­nen von uns viel über Fami­lie, den Geist der Ein­heit, Freu­de und Glück. Wir Brü­der aus Mada­gas­kar neh­men von unse­ren öster­rei­chi­schen Mit­brü­dern ande­res mit: Es geht etwa um das The­ma Demut. Aber auch: ehr­lich zu sich selbst zu sein, zu schau­en, wer man ist. Und letzt­lich den Bru­der dort ein­zu­set­zen, wo er sein Cha­ris­ma leben kann.

Was bedeu­tet für Sie „fran­zis­ka­nisch leben“?
Ich defi­nie­re fran­zis­ka­ni­sches Leben so: „Wir Brü­der leben nach dem Evan­ge­li­um, für die Men­schen, unter den Men­schen und bezeu­gen Chris­tus für die Men­schen in der Kirche“. 

Wie sieht Ihre Zukunfts­vi­si­on für die Kir­che in Euro­pa aus?
Ich sehe eine Zukunft der Kir­che in Euro­pa – solan­ge die nächs­te Gene­ra­ti­on von Pries­tern die rich­ti­gen Ant­wor­ten auf die Bedürf­nis­se der Gläu­bi­gen gibt. Ich über­las­se das der Hand Got­tes. Die Kir­che ist von Anfang an ein Geheim­nis. Das ist mei­ne Hoffnung.

Br. Romu­le, vie­len Dank für das Gespräch!

Das Inter­view führ­te Tobi­as Rauser

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