News

FOTO: KAPUZINER/RAUSER

4. Juni 2024

Impuls und Leben: Einen Wüstentag gestalten

Abstand vom All­tag, in die äuße­re und inne­re Stil­le finden. Frei sein für die Begeg­nung mit Gott. Dafür kann es hel­fen, einen „stil­len Tag“ ein­zu­le­gen. Ein mög­li­cher Tages­ab­lauf als Inspi­ra­ti­on für das Aben­teu­er der Stille.

Vorbereitung

Mein Wüs­ten­tag beginnt schon am Vor­abend. Ich erle­di­ge alle To do’s, sodass der nächs­te Tag wirk­lich frei ist und ich mein Han­dy mor­gens gar nicht erst ein­schal­ten muss. Ich hor­che in mich hin­ein: Gibt es eine Fra­ge, die ich in den stil­len Tag mit­neh­men will? Zuletzt mache ich mir einen gro­ben Tages­ab­lauf – es hilft, eini­ge Fix­punk­te zu haben, die dem Tag eine Struk­tur geben.

6:00 Uhr: Aufstehen

Auch wenn es ver­lo­ckend ist, an die­sem frei­en Tag aus­zu­schla­fen, gilt das Sprich­wort „Mor­gen­stund’ hat Gold im Mund“. In der Frü­he ist der Geist beson­ders frisch und auf­nah­me­fä­hig. Schon auf der Bett­kan­te mache ich ein Stoß­ge­bet und ver­traue den Tag Gott an. Zu mei­ner Mor­gen­rou­ti­ne gehört ein „kon­tem­pla­ti­ver Kaf­fee“: ohne in gro­ßes Nach­den­ken zu ver­fal­len neh­me ich die Stil­le wahr, das Vogel­ge­zwit­scher, die auf­ge­hen­de Sonne…

7:00 Uhr: Rückblick

Mit Stift und Papier bewaff­net mache ich mich an die Arbeit: Ich schaue zurück auf die Ereig­nis­se und Begeg­nun­gen der letz­ten Zeit. Ich schrei­be auf, wofür ich dank­bar bin, was ich gern los­las­sen möch­te und auch, was noch zu tun ist – nach dem stil­len Tag. Entrümpelung.

8:00 Uhr: Frühstück

Beim Essen gibt es zwei Optio­nen: Ent­we­der ich genie­ße ganz bewusst, gestal­te die Mahl­zei­ten beson­ders lie­be­voll, wie bei einem Date mit mir selbst. Oder ich nut­ze den Tag für Ver­zicht: Stil­le und Fas­ten sind eng mit­ein­an­der ver­bun­den und kön­nen mich neu mit mir in Kon­takt bringen.

9:00 Uhr: Input und Stille

Ich neh­me mir Zeit für einen Input. Weg von mir selbst, offen für etwas Schö­nes, Wah­res, Gutes. Das kann die Bibel sein, ein Buch, Kunst. Wich­tig: Qua­li­tät vor Quan­ti­tät. Der Input soll mich nicht ablen­ken, son­dern in die Tie­fe füh­ren. Ich las­se die Lek­tü­re in eine kon­zen­trier­te Zeit von 20 Minu­ten Stil­le münden.

Von der Hl. Mut­ter Teresa
Die Frucht der Stille
ist das Gebet.
Die Frucht des Gebets ist der Glaube.
Die Frucht des Glau­bens ist die Liebe.
Die Frucht der Liebe
ist das Dienen.
Die Frucht des Die­nens ist der Friede.

10:00 Uhr:  Spaziergang

Zum stil­len Tag gehört für mich die Natur. Nach der Kopf­ar­beit geht es raus zu einem ers­ten Spa­zier­gang. Ich ver­su­che, auch alt­be­kann­te Wege „wie ein Tou­rist“ zu gehen: mit offe­nen Augen, in einer Hal­tung von wacher Emp­fäng­lich­keit, Sein vor Tun.

12:30 Uhr: Mittagessen

Wäh­rend des Spa­zier­gangs habe ich die Gedan­ken des Mor­gens ver­daut. Jetzt ist Zeit für eine leib­li­che Stär­kung und viel­leicht auch einen Power-Nap.

14:00 Uhr: Ortswechsel

Die äuße­re Stil­le führt nicht auto­ma­tisch zu inne­rer, im Gegen­teil: Gedan­ken und Gefüh­le, die sonst im Auto­pi­lo­ten zuge­de­ckelt wer­den, kom­men an die Oberflä­che. Ich ver­su­che, sie ohne Urteil wahr­zu­neh­men, mit mir selbst „ins Gespräch“ zu kom­men, sie in ein Gebet mün­den zu las­sen. Für die­sen Per­spek­tiv­wech­sel hilft mir auch ein Orts­wech­sel. Ich suche mir eine ruhi­ge Kir­che, wo ich blei­ben und mir Zeit las­sen kann. Inne­rer Dia­log wird Zuhö­ren, Zuhö­ren wird zur Stille.

17:00 Uhr: Abschluss

Wie­der Zuhau­se keh­re ich bewusst in mei­nen All­tag zurück: Was waren die High­lights, die Erkennt­nis­se die­ses Tages? Was steht in nächs­ter Zeit an – und kann ich aus der Stil­le her­aus mit einer neu­en Per­spek­ti­ve auf das Kom­men­de schauen?

 

Wüs­ten­ta­ge – eine alte Tradition
Seit den frü­hen Anfän­gen des Chris­ten­tums zog es Men­schen in die Stil­le und Ein­sam­keit der Wüs­te. Sie hat­ten die Intui­ti­on, dass es Abstand braucht, um frei zu sein von den Ver­ein­nah­mun­gen der Umwelt, frei zu sein für die Begeg­nung mit Gott. Dabei hat­ten sie auch Jesus vor Augen, der abge­le­ge­ne Orte auf­ge­sucht hat, wenn wich­ti­ge Ent­schei­dun­gen anstan­den. Regel­mä­ßig einen stil­len Tag ein­zu­le­gen, hat Aus­wir­kun­gen auf den gan­zen All­tag und hilft, auch zwi­schen­durch leich­ter in die eige­ne Mit­te zu finden – und Got­tes Gegen­wart wahr­zu­neh­men, sei­ne Stim­me im Tru­bel der All­tags­sor­gen und dem Lärm der Welt zu hören.

Text: Br. Bri­an Thomas
Der Arti­kel ist zuerst in cap! erschienen

Pressekontakt

Bei Fra­gen zu die­ser Mel­dung oder zur Auf­nah­me in den Pres­se­ver­tei­ler mel­den Sie sich per Mail oder Tele­fon bei Tobi­as Rau­ser, Lei­ter Pres­­se- und Öffent­lich­keits­ar­beit: Tele­fon: +49 (0)160–99605655 oder

KAPNEWS

Der News­let­ter der Kapuziner
Wol­len Sie über die Kapu­zi­ner und ihr Enga­ge­ment  infor­miert blei­ben? Dann mel­den Sie sich kos­ten­los für unse­re monat­li­chen „KAPNEWSan.
www.kapuziner.org/newsletter

START­SEI­TE
Pressekontakt

Bei Fra­gen zu die­ser Mel­dung oder zur Auf­nah­me in den Pres­se­ver­tei­ler mel­den Sie sich per Mail oder Tele­fon bei Tobi­as Rau­ser, Lei­ter Pres­­se- und Öffent­lich­keits­ar­beit: Tele­fon: +49 (0)160–99605655 oder

KAPNEWS

Der News­let­ter der Kapuziner
Wol­len Sie über die Kapu­zi­ner und ihr Enga­ge­ment  infor­miert blei­ben? Dann mel­den Sie sich kos­ten­los für unse­re monat­li­chen „KAPNEWSan.
www.kapuziner.org/newsletter